Gemeinsam mit 14 Lehrkräften aus 6 verschiedenen europäischen Ländern konnten wir im Rahmen des Erasmus-Programmes an einem einwöchigen Seminar im April 2022 in der finnischen Hauptstadt Helsinki teilnehmen. Das Thema der Fortbildung lautete „Introduction to the Finnish Education Model“, das als eines der besten Bildungssysteme Europas gilt.

 

Zu Beginn des Kurses stellten alle Teilnehmer ihre Schulen und Bildungsinhalte kurz vor. Schon da wurde deutlich, dass Deutschland nicht nur im Vergleich mit Finnland im Bezug auf das Bildungssystem in vielerlei Hinsicht Nachholbedarf hat. So hat zum Beispiel selbst Spanien erheblich mehr ausgebildete Lehrer und Schulpsychologen im Einsatz. In Finnland verfügt nahezu jede Schule über einen eigenen Schulpsychologen, der maximal 600 Schüler betreut, während in Brandenburg das Verhältnis 1: 10 000 ist.
An den folgenden Tagen lernten wir das finnische Schulsystem intensiv kennen. Dabei beeindruckte uns vor allem der hohe Stellenwert der Bildung in der finnischen Gesellschaft. Wichtige Pfeiler sind dabei das Vertrauen zu den Lehrern, der gegenseitige Respekt und die Chancengleichheit für alle. Dazu gehören vor allem die hohe Anzahl von qualifizierten Lehrkräften (nur die besten Abiturienten erhalten einen Studienplatz für ein Pädagogikstudium), zusätzliches pädagogisches Personal an den Schulen und die Kostenbefreiung der Eltern für den Kita- und Schulbesuch, die Lehrmittel, für den Schülertransport und das Mittagessen. Bildung wird in Finnland als gesamtgesellschaftlicher und sozialer Prozess verstanden, der auf die Zusammenarbeit in der Schule und mit der Region aufbaut.

Während des Kurses konnten wir auch gemeinsam neue Lernmethoden sowie die Vielfalt des Einsatzes digitaler Medien ausprobieren. Für uns alle wurde deutlich, dass mehr fächerübergreifende Projekte und die Teamarbeit sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern einen höheren Stellenwert im Schulalltag einnehmen müssen, um die Kinder und Jugendlichen auf das künftige Berufsleben optimal vorzubereiten.

Bei der gemeinsamen Bearbeitung von projektbezogenen Themen lernten die Teilnehmer viel voneinander. Alle waren engagiert und mit viel Spaß bei der Sache, mit dem gemeinsamen Ziel, die Schüler bestmöglich und im europäischen Sinne zu erziehen und zu bilden. Der gesamte Kurs fand in englischer Sprache statt, was durchaus manchmal eine Herausforderung war. Dennoch klappte die Verständigung nicht nur im Hinblick auf die Sprache gut. Alle waren einheitlich der Meinung, dass solche Kurse das gegenseitige Verständnis fördern und damit eine gute Grundlage für ein friedliches Miteinander bilden, was mehr denn je von großer Bedeutung ist.

Martina und Reinhard Witzlau